18. Juli 2018
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Diktate frustrieren und demotivieren viele Schülerinnen und Schüler. Ein Plädoyer für einen längst überfälligen Abschied und ein Umdenken.

von Dr. Ramona Benkenstein

Beim Blättern in den Katalogen der Schulbuchverlage fiel mir erst kürzlich wieder auf, dass (Hör-)Diktate als Leistungsmessungen noch immer nicht ausgestorben sind und sogar mit Materialien unterstützt werden. Kein Wunder, werden sie doch in einigen Bundesländern als Teil der Leistungsmessung ausdrücklich zugelassen. Dabei gab und gibt es in der Deutschdidaktik zahlreiche Ideen und Argumente, diese Praxis zu ändern! In anderen Bundesländern sind sie deshalb als Klassenarbeiten sogar untersagt.

Natürlich sollen wir im Deutschunterricht die Rechtschreibkompetenz ausbilden. Doch dazu gehört eben bei den Lernenden mehr als ein gehörtes Wort richtig aufzuschreiben. Vielmehr sollen Strategien und deren Anwendung in unterschiedlichen Kontexten ausgebildet und darüber gesprochen werden. Ebenso ist das Nachschlagen eines unbekannten Wortes Bestandteil der Rechtschreibkompetenz. Nicht zuletzt muss der Wert des richtigen Schreibens wieder beim Lernenden ankommen. Das gelingt nicht durch Diktate und den dort aufgebauten Frust.

In der Realität suche ich mir ein anderes Wort, wenn ich das Gemeinte nicht richtig schreiben kann, oder ich nehme ein Nachschlagewerk. Beides geht im Diktat nicht! Im echten Leben hängt meine Rechtschreibleistung nicht davon ab, ob die Lehrerin deutlich gesprochen hat, meine Konzentration auf das Geäußerte stark genug war oder mein Hörvermögen insgesamt problematisch ist. Hördiktate haben es in unseren heterogenen Klassen verdient, endlich auszusterben. Denn wir haben andere Methoden, um die Rechtschreibkompetenz zu üben und abzufragen – zum Beispiel:

  • Großschreibung: Die Lernenden überarbeiten einen Text, in dem alle Wörter klein (!) geschrieben sind. Sie müssen diese groß schreiben, die nach den gelernten Regeln groß sein müssen. Hierbei wird das im Unterricht zuvor thematisierte Regelwissen zur Großschreibung geübt oder abgefragt.
  • Dosen-, Lauf-, Lupen-, Lückendiktate: Hierbei lesen die Lernenden einen Teil des Textes, merken sich die Schreibweise und verschriftlichen im Anschluss den Textabschnitt. Der Vorteil hierbei ist, dass sowohl die Zeit als auch die Anzahl des Lesens oder Hörens der Lernende selbst bestimmt. Demnach ist das Üben und Abfragen der Rechtschreibkompetenz individualisierter möglich.
  • Wörterbuchdiktat: Diese Alternative zum Hördiktat zielt auf den Teil der Rechtschreibkompetenz ab, der das Nachschlagen unbekannter Wörter beschreibt. Meine Schülerinnen und Schüler mögen hierbei sogar manchmal den Wettbewerbscharakter beim Finden der Wörter.

Was ist Ihre Meinung? Alternativen zum Hördiktat sind durch ihr hohes Maß an Individualisierung und mehrere Lernkanäle für das Üben der Rechtschreibung zeitgemäß oder eher nicht? Schreiben Sie uns gern in den Kommentaren!

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