Rasend schnell verbreiten sich Nachrichten im Netz, zwischen Rezeption und Weitersenden liegen nur wenige Sekunden. Ein viel zu kurzer Zeitraum, um den Wahrheitsgehalt einer Meldung eingehend zu prüfen. Andrea Aurich, selbst Medienpädagogin und Lehrerin, plädiert dafür, Jugendliche im Unterricht daraufhin zu sensibilisieren.
„Kennen Sie Momo, diese Horror-Puppe mit dem schrecklichen Gesicht, die einem über WhatsApp gruselige Nachrichten schreibt?“ „Ja, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das echt ist!“ „Doch, doch, das haben ja ganz viele mitbekommen, im Internet.“ Gespräche dieser Art führe ich in letzter Zeit immer häufiger mit meinen Schülerinnen und Schülern.
Einerseits bin ich froh, dass sie so mitteilungsbedürftig sind und mir die Gelegenheit geben, die eine oder andere vermeintliche Internet-Wahrheit in Frage zu stellen. Andererseits erschrecken mich Fülle und Gehalt solcher Fake News und auch die damit verbundene mediale Desorientierung der Jugendlichen. Wie so viele Erwachsene auch, glauben sie, was häufig gepostet wird.
Tatsächlich handelt es sich bei dem kursierenden Momo-Phänomen um einen WhatsApp-Account, der angeblich aus dem Nichts in den Kontakten von Usern auftaucht und der diesen dann gruselige Nachrichten und Schock-Fotos, aber auch handfeste Drohungen schickt.
Hoax und Fake News – üble Scherze und politische Hetze
Der Hype und die diversen Gerüchte, die sich um Momo ranken, sind ein noch relativ harmloses Beispiel für sogenannte Hoax – Falschmeldungen, die via Social Media verbreitet werden und meist als übler Scherz gemeint sind. Richtig problematisch wird es jedoch, wenn gezielte Falschmeldungen – Fake News – dafür eingesetzt werden, um in der Gesellschaft politische Hetze gegen Minderheiten und Andersdenkende zu verbreiten.
Eine Falschmeldung und ihre Geschichte im Unterricht
Ein Beispiel, das in letzter Zeit im Internet die Runde machte, ist das Bild von Menschen mit schwarzer Hautfarbe, die angeblich an eine Kirchenwand urinieren. Unter diversen hetzerischen und rassistischen Überschriften und Kommentaren wurde dieses Bild im großen Stil über diverse Social Media Kanäle verbreitet.
Tatsächlich handelt es sich auf dem Foto um Männer einer eritreisch-orthodoxen Gemeinde, die vor der Münchner Kirche St. Gertrud ihrer Tradition gemäß nicht in der Kirche, sondern vor dem Gotteshaus beten. (Quelle: https://www.mimikama.at/allgemein/urinieren-hier-maenner-auf-ein-gotteshaus/ – Mimikama ist ein Verein, der es sich zum Ziel gesetzt hat, „Internetmissbrauch, Internetbetrug und Falschmeldungen bzw. Fakes entgegen zu wirken und zu bekämpfen“).
Dieses Bild und seine Geschichte eignen sich beispielsweise als Unterrichtseinstieg zum Thema Fake News. Man kann es als stummen Impuls am Anfang der Unterrichtseinheit einsetzen, um daraufhin mit den Schülerinnen und Schülern über eigene Erfahrungen mit Falschmeldungen und Gerüchten zu sprechen.
Medienkompetenz im Umgang mit Internet und sozialen Netzwerken
Kinder und Jugendliche eignen sich ihr mediales Weltwissen zum Großteil über das Internet und Soziale Netzwerke an. Für sie ist es deshalb immens wichtig, zu wissen, wie sie damit umgehen sollen. Sie müssen lernen, den Wahrheitsgehalt von medialen Inhalten nicht als gegeben hinnehmen zu können und Informationen stets kritisch zu hinterfragen. Dies ist ein wesentlicher Bestandteil von Medienkompetenz.
Dafür sollten unsere Schülerinnen und Schüler folgendes wissen und können:
- Sie sollten wissen, welche Absichten hinter der Verbreitung von Fake News stecken und in welcher Form ihnen manipulierende Informationen begegnen können.
- Und sie sollten Kriterien und Instrumente an die Hand bekommen, um den Wahrheitsgehalt von Informationen in den Medien prüfen zu können.
Materialien zur Unterrichtsgestaltung über Fake News im Internet
Wenn Sie das Thema in Ihrem Deutschunterricht aufgreifen wollen, ist es gar nicht schwierig Ideen und Materialien zur Unterrichtsgestaltung zu finden.
- Informationen und Hintergrundwissen über Fake News für Schülerinnen und Schüler findet man zum Beispiel in Form von kurzen medienpädagogischen Filmen im Internet. „SO GEHT MEDIEN“ ist ein Bildungsangebot von ARD, ZDF und Deutschlandradio und hat unter anderem ein Videotutorial mit dem Titel „Lügen im Internet erkennen“ erstellt.
- Das Niedersächsische Kultusministerium hat umfassende Unterrichtsmaterialien zum Thema Fake News erarbeitet und stellt dabei auch ein vierminütiges Erklärvideo bereit.
- Informationen und Übungen zum Entlarven von Fake News findet man beispielsweise in den Online-Unterrichtsmaterialien von klicksafe, einer EU-Initiative zur Förderung von Medienkompetenz von Jugendlichen, wo man sich das Unterrichtsmaterial „Fakt oder Fake? – Wie man Falschmeldungen im Internet entlarven kann“ als PDF herunterladen kann. In klicksafe gibt es übrigens auch „Tipps zum Umgang mit Kettenbriefen in WhatsApp“, durch einen solchen Kettenbrief war die Figur Momo zunächst bekannt geworden.
Zum kostenlosen Download für Sie:
- Arbeitsblatt „Fake News“ (Auszug aus dem deutsch.kombi plus Arbeitsheft für Klasse 8)
- Lösungen zum Arbeitsblatt „Fake News“
Das deutsch.kombi plus Arbeitsheft 8 enthält weitere Materialien zum Thema „Möglichkeiten der Kommunikation untersuchen“, mehr erfahren Sie hier.
Passend dazu für Ihren Unterricht:
Das neue deutsch.kombi plus Schülerbuch 8 beschäftigt sich im Kapitel 11 mit digitaler Kommunikation:
- Möglichkeiten und Gefahren der Kommunikation im Internet erkennen
- sich in sozialen Netzwerken richtig verhalten
- einen Klassenblog anlegen
- Urheber- und Persönlichkeitsrechte untersuchen
- Fake News untersuchen
8 Kommentare
Arabische Zahlen? Verstehe ich den Witz nicht oder liegt es daran, dass das Beispiel völlig unpassend gewählt ist. Natürlich lernen Schüler in Deutschland arabische Ziffern, nämlich 1, 2, 3 usw.
Sehr geehrte Frau Müller,
vielen Dank für ihren Kommentar!
Bei der Entscheidung für diese Meldung spielten diverse Faktoren eine Rolle. Neben rechtlichen, politischen und gesellschaftlichen Abwägungen, war es die Doppeldeutigkeit der Meldung, die das Erkennen und Entlarven von Fake News so spannend machte. Einerseits fällt schon bei der Überschrift die Absurdität des Faktes (Sie haben richtig angemerkt, dass wir sowieso arabische Zahlen verwenden.) sofort ins Auge, andererseit stellt der Text eine gute Grundlage dar – sollte man nicht vorher schon gestolpert sein – dahinter zu kommen, dass es sich um eine gefakte Nachricht handelt (keine Quelle/Autor, Sprache, Wissen über politische Entscheidungsprozesse, Bilder).
Fundort der Meldung war die Seite http://www.mimikama.de, betrieben von einem Verein, der sich engagiert „Internetmissbrauch, Internetbetrug und Falschmeldungen bzw. Fakes entgegen zu wirken. Einen Kommentar zu Hintergründen des Artikels finden Sie hier: https://www.mimikama.at/allgemein/arabische-zahlen-2/.
Da jedoch bereits ein ähnlicher Hinweis kam, werden wir eine „Auflösung“ der Meldung und Einordnung nachsteuern.
Ihr Team von deutsch-klett.de
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Downloads funktionieren nicht.
https://deutsch-klett.de/fake-news-deutschunterricht/?newsletter=news/deutsch/17486/artikel1
Mit freundlichen Grüße
Kerstin Oehmig
Sehr geehrte Frau Oehmig,
bitte versuchen Sie es noch einmal, vielleicht liegt es an der Ladezeit des PDFs.
Ihr Team von deutsch-klett.de
Eine Nachricht für das Autorenteam!
Das Arbeitsblatt im Download zu Fake News geht von einer fingierten Nachricht über eine politische Entscheidung aus, dass nur noch mit arabischen Zahlen gerechnet werden soll. Leider versäumt es die Lösung zu erwähnen, dass dieses gar keine Neuerung wäre, sondern dass in ganz Europa und damit auch an den deutschen Schulen grundsätzlich mit arabischen Zahlen gerechnet wird. (Kurz werden die römischen Zahlen erklärt, aber das ist marginal.)
Es wäre dumm, dieses völlig unerwähnt zu lassen. Das ist nämlich das Absurde an dieser fingierten Nachricht.
Mit freundlichen Grüßen
Anke Schellinger
Sehr geehrte Frau Schellinger,
vielen Dank für ihre Anmerkung!
Sie haben völlig recht damit, dass eine „Auflösung“ zu dieser Meldung sowohl für die Lehrkraft in den Lösungen, als auch für den Schüler angebracht und hilfreich gewesen wäre.
Wir werden dies prüfen und verbessern.
Ihr Team von deutsch-klett
Seite 65, Aufgabe 6:
„zu einem sozialen Netzwerk, ohne dass du dir dein Leben nicht mehr vorstellen kannst.“
Das Deutschbuch, das das Relativpronomen falsch schreibt…
Hallo German teacher,
danke für Ihren Hinweis, wir werden den Fehler in dem Arbeitsheft umgehend berichtigen.
Ihr Team von deutsch-klett.de