7. März 2024
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Illustrationen sind omnipräsent – in Bilderbüchern, in Zeitungen und Zeitschriften, auf Postkarten oder als Druck an der Wand. Erlaubt ist, was gefällt. Doch wie ist das bei Schulbüchern? Gelten da andere Regeln? Was gilt es zu beachten? Wir stellen einen Illustrator aus Leipzig vor, der für den Ernst Klett Verlag zeichnet.

Interview mit Schwarwel

Lieber Schwarwel, seit fast zehn Jahren zeichnest du für den Ernst Klett Verlag und unser Deutschbuch „Deutsch kombi plus“ zum Beispiel zu Sagen, zu Romeo und Julia, zu Rechtschreibthemen oder zu Gedichten. Dazu erstellen wir eine Liste mit der Größe und dem gewünschten Motiv und erhalten dann von dir erst Scribbles und später die fertigen Daten der Illustrationen. Was aber passiert zwischendurch? Wie arbeitest du?

Schwarwel: Vor den Skribbles lese ich mir den Schulbuchtext durch und google zusätzlich, was sich über das Thema sonst noch finden lässt. Wenn ein blau vorgezeichnetes Skribble vom Verlag abgesegnet ist, mache ich die Reinzeichnung mit schwarzen Linien und Schraffuren. Dann lege ich die Körperschatten an, danach erst die Grundfarben der Hauptfiguren. Manchmal braucht die Illustration noch einen eher malerischen Himmel oder andere Hintergründe, für die ich gern Fotovorlagen zur Recherche heranziehe, damit alles einen lebensnahen Touch bekommt. Am Schluss setze ich ein paar Highlights oder Lichtkanten und lege zumeist noch eine Ebene zwischen Licht/Schatten und den Grundfarben an, in der ich einzelne Stellen miteinander vermale, damit die Illustration in sich soft und geschlossen wirkt. Danach noch ein bisschen Photoshop und fertig ist die Laube.

Dein zeichnerisches Schaffen ist ziemlich breit gefächert: Von Karikaturen über den Schweinevogel und Cartoons bis hin zu Illustrationen in Büchern über Tod und psychische Gesundheit zeichnest du auch Musiker oder Wölfe. Was hast du gedacht, als die Anfrage kam, für ein Schulbuch zu zeichnen?

Schwarwel: Als Schüler habe ich selbst immer sofort nach Schulbuchausgabe zum Schuljahresanfang alle Bücher durchgeblättert, um mir die Zeichnungen, Diagramme und Illustrationen darin anzusehen. Geografie, Bio und Deutsch haben da immer am meisten zur Inspiration für mich hergegeben, weshalb ich es jedes Mal toll finde, wenn ich jetzt selbst Illustrationen beisteuern kann, die vielleicht die jetzige Generation von Schülerinnen und Schülern genauso in die Materie zieht, wie es die damaligen Illustrationen bei mir taten.

Wo sind für dich Grenzen, was würdest du nicht zeichnen, welche Aufträge würdest du ablehnen?

Schwarwel: Zeichnerisch gibt es keine Tabus. Zeichnen dient für mich dem Begreifen und Verinnerlichen der Welt um mich herum – da würde ich mich mit selbst auferlegten Verboten ja nur selbst beschränken und am Lernen hindern. Aber ich habe natürlich schon Aufträge abgelehnt, wenn sie mit meinen eigenen Überzeugungen absolut unvereinbar sind. Wenn bspw. der gewünschte Illustrationsauftrag der Beförderung von Rassismus, Antisemitismus, Sexismus, Gewalt gegen Frauen, Kinder oder Tiere oder Konsumverhalten für Nikotin und Alkohol dienen soll, bin ich raus. Dadurch verliert man zwar ab und an einen Kunden, aber in aller Regel gewinnt man dafür einen anderen neu dazu.

Gibt es Dinge, die für dich als Illustrator beim Zeichnen für Schulbücher anders sind als bei anderen Auftragsarbeiten?

Schwarwel: Eigentlich nicht. Die Zielgruppe ist natürlich wichtig – also für welche Klassenstufe ist das Schulbuch, in dem die Illustration sein wird? Welchen Wissensstand haben die Betrachtenden? In aller Regel bekomme ich aber schon beim Skribble ein Feedback der Redaktion, wenn ich etwas „zu erwachsen“ oder eben nicht zielgruppengerecht vorgeschlagen habe. Ich versuche bei Schulbuchillustrationen Motive zu wählen, die ich mir selbst gern in einem Schulbuch angucken würde.

Was würdest du jungen Illustratorinnen und Illustratoren mit auf den Weg geben?

Schwarwel: Einfach immer weiter machen. Jeden Tag.

Was oder für welches Medium würdest du gern einmal zeichnen?

Schwarwel: Da ich schon uralt bin, habe ich schon so ziemlich alles gemacht, was man mit Stift auf Papier bzw. jetzt Pencil auf iPad eben machen kann. Auch Pinsel auf Leinwand, Sprühdose auf Hauswand, Bodypainting auf Menschenkörpern … Neben unseren Auftragsarbeiten verfolgen wir in unserem Studio auch viele eigene Projekte – mit Illustrationen, als Comic oder Graphic Novels, Trickfilme, Realfilme mit Animationssequenzen – alles Sachen, auf die ich und wir lange hingearbeitet haben, damit wir das jetzt alles nebeneinander umsetzen können. Es wird also niemals langweilig.

Vielen Dank für das Interview und bis zur nächsten Illustration.

Ein kleiner Auszug aus dem Portfolio von Schwarwel

Haben Sie weitere Fragen an Schwarwel? Welche Illustratorinnen und Illustratoren kennen und schätzen Sie? Erzählen Sie uns gern davon in den Kommentaren.

weitere Informationen zum Illustrator Schwarwel

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