Literarische Gattungen in Form von Sketchnotes zusammengefasst, ist das möglich? Stefan Schneider, Lehrer für Deutsch und Geschichte, baute Sketchnotes in die Erklärvideos seines YouTube-Kanals „Deutsch in Bildern“ ein, ein kostenloses Arbeitsblatt „Balladen“ gibt es passend dazu.
von Stefan Schneider
Einer Ballade begegnen Schülerinnen und Schüler in ihrer Schulzeit zumeist in den Jahrgängen 7 und 8. Üblicherweise werden dabei zwei bis drei Klassiker gelesen, inhaltlich erschlossen und an ihnen die Merkmale dieser Gattung herausgearbeitet. Der YouTube-Kanal „Deutsch in Bildern“ wollte einen anderen Weg versuchen und fragte bei Laura Ohmes, einer Grafikexpertin von der Universität Oldenburg, nach, ob sie zu einem Manuskript zu den Basics einer Ballade spontan Sketchnotes entwerfen könnte. Mittels dieser Sketchnotes sollte dann ein neues Erklärvideo entstehen.
Als Sketchnoting werden visuelle Notizen bezeichnet. Der Begriff setzt sich aus zwei Vokabeln zusammen: Sketch (engl. Skizzen) und Notes (engl. Notizen). Im Grunde geht es darum, Informationen nicht nur aufzuschreiben, sondern sie im Zusammenspiel von Wörtern, Symbolen und Bildern festzuhalten. Die Vorzüge dieser Vorgehensweise scheinen offenkundig: Denn mit diesem Verfahren werden die visuellen Wahrnehmungskapazitäten des Gehirns effektiver genutzt, die Informationen werden doppelt (Dual Coding Theory) und so besser gespeichert.
Wie gewinnend das Sketchnoting sein kann, hatte ich bei der ersten Visualisierung von Laura Ohmes zu sehen bekommen. Sie entwickelte während eines Interviews zur Frage, ob Sketchnotes die sperrige Sprache der Wissenschaften überwinden können, das folgende Bild. Es thematisiert beinahe im Comicstyle und pointiert den Picture Superiority Effect.
Entscheidend sind für die Einführung dieser Mitschreib- und Präsentationsmethode wenigstens drei Punkte:
- Zum Ersten muss man für das Sketchnoting kein Künstler sein. Nicht das zeichnerische Talent ist hier entscheidend, sondern die individuelle Kreativität zur zügigen Übersetzung der jeweiligen Information.
- Zum Zweiten muss dieses Werkzeug trainiert werden; soll heißen: Es geht zunächst darum, ein Vokabular an Zeichen, Symbolen und Bildern zu entwickeln. Dass dazu auch einzelne Wörter gehören, versteht sich: Denn die Bildvokabeln müssen nicht völlig ohne Beschriftung funktionieren.
- Zum Dritten ist es nicht zwingend, in teure Stifte und hochwertige Blöcke zu investieren. Alles beginnt mit einem Blatt und einem einfachen Bleistift.
Wie geht Sketchnoting?
Laura Ohmes hat dafür eine kleine Anleitung zum Download erstellt.
Wie weit dieser Ansatz trägt, kann vielleicht auch das Ergebnis des Projektes mit Deutsch in Bildern zeigen. Das Video zur Ballade mit den Sketchnotes von Laura Ohmes findet sich hier:
Für Sie zum kostenlosen Download:
Passend zum Erklärvideo gibt es das Arbeitsblatt mit Manuskript.
Haben Sie schon mit dem Sketchnoting im Unterricht begonnen? Zu welchem Thema? Schreiben Sie uns gern in den Kommentaren.
Ein Kommentar
Vielen Dank für den Artikel. Das professionalisiert die Arbeit!
Ich habe in der Coronazeit im letzten SJ meine Schüler*innen auch Sketchnotes produzieren lassen. Thema war in Ethik (GYM 11. KL) die Postwachstumsgesellschaft. Es sind tolle und nachhaltige Illustrationen entstanden. Das Feedback zur der Methode war sehr positiv. Hier einige Beispiele:
https://spark.adobe.com/page/dj6cUqC5nh7qA/#interludium-die-besten-und-schönsten-sketchnotes-zur-postwachstumsgesellschaft
(Ganz unten auf der Website zu finden).
Besten Dank für den Artikel!