27. Februar 2018
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Analysieren, interpretieren, erörtern: Das bedeutet in erster Linie, Texte genau zu erschließen – eine fraglos wichtige Kompetenz nicht nur im Deutschunterricht. Dagegen legt das materialgestützte Schreiben den Fokus verstärkt auf die Textproduktion. Das hat Konsequenzen für die Auswahl der Materialien und die einzelnen Bearbeitungsphasen. Prof. Dr. Juliane Köster erklärt, welche das sind.

Aufgaben zum materialgestützten Schreiben wurden eingeführt, um „das Schreiben in den Deutschunterricht zurückzuholen“. So die Formulierung des Schreibdidaktikers Michael Becker-Mrotzek. Hier dient das verständige Lesen dem Schreiben: Die Textproduktion ist das Zentrum materialgestützter Aufgaben.

Lesen und Schreiben – die Säulen kultureller Teilhabe

Ebenso wie das verständige Lesen unterschiedlicher Texte ist eigenständiges Schreiben eine notwendige Bedingung für gesellschaftliche und kulturelle Partizipation.
Schreiben – eine Herausforderung eigener Art – bedeutet,

  1. den Inhalt zu strukturieren,
  2. ihn sinnvoll zu proportionieren,
  3. um dann kohärent und
  4. stilistisch variabel zu formulieren.

Das ist – unabhängig vom Gegenstand – anstrengende Arbeit mit Erkenntnisanspruch. Gerade die jüngsten Debatten über materialgestützte Aufgaben haben eines deutlich gemacht: Aufwand und Schwierigkeit der Materialerschließung werden erheblich unterschätzt. Oft scheitern Schülerinnen und Schüler bereits an der Erschließung des Materials – seien es Texte oder Bilder.

Das Material: Stütze oder Herausforderung?

Die Textrezeption

  1. bedeutet mentale Anstrengung,
  2. beansprucht deshalb viel Zeit,
  3. hat anderen Regeln als bislang gewohnt zu folgen.

Diese drei Punkte wiegen umso schwerer, je größer, je fragmentierter und je kontextfreier das Materialangebot ist:
Je komplexer das Materialangebot, desto höher der Rezeptionsaufwand.
Je komplexer das Materialangebot, desto komplexer die Nutzung des gewonnenen Wissens.
Damit das Schreiben nicht schon an der Rezeption des Materials scheitert, ist die Auswahl des Materials sehr sorgfältig zu treffen. Denn wer schon um das Textverstehen kämpfen muss, wird sich nicht auf die eigene Verarbeitung des Materials und die schriftliche Textproduktion konzentrieren können.

Trennung zwischen Rezeptions- und Produktionsphase

Es ist wichtig, den Schülerinnen und Schülern den Unterschied zwischen der Rezeptions- und der Produktionsphase bewusst zu machen. In beiden Arbeitsphasen sind zahlreiche Teilleistungen zu erbringen. Eine Übersicht zu den je vier Schritten der Rezeptions- und Produktionsphase können Sie am Ende des Beitrages downloaden.

Es ist schwer zu sagen, was schwieriger ist: die Gliederung zu erstellen oder den Text zu formulieren. Beides ist anspruchsvoll. Deshalb gilt: Wer Anstrengung aufs Schreiben verwendet, darf nicht zu viel Zeit und Anstrengung mit der Erschließung des Materials verbringen.

Mit diesem Heft können Schülerinnen und Schüler sich auf die schriftlichen Prüfungen im Fach Deutsch vorbereiten.

  • Analyse von Sachtexten, Erörterung von Sachtexten, materialgestütztes Schreiben
  • Musteraufgaben mit Schreibanleitungen und Beispiellösungen
  • Übungen zur Selbsteinschätzung und alle wichtigen Grundbegriffe
  • Prüfungsseiten zum selbstständigen Üben
  • Tipps und Hilfen rund um das schriftliche Abitur
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