27. April 2022
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Interpretieren als komplexes Verfahren ist nicht leicht zu erlernen.

Natürlich finden sich im Schulbuch exakte Angaben zur Textinterpretation und wenn die Lernenden diese Schritte anwenden, sollte es doch funktionieren! Und tatsächlich: Diejenigen, die sich dem Text intensiv zuwenden, erfassen dessen Inhalt und erkennen formale sowie stilistische Besonderheiten im Text. Die Lehrkraft sieht dies an den jeweiligen Markierungen und Kommentaren auf dem Textblatt sowie in der Stoffsammlung. Und doch ist es am Ende oft keine Interpretation, sondern eher eine Abhandlung zu den Teilaspekten der Aufgabenstellung.

Das Problem liegt darin, dass all die Hinweise und Anleitungen stets nacheinander formuliert sind – anders ist es nicht möglich – und doch vieles parallel erfolgen, miteinander sinnvoll verknüpft werden muss. Und wie geht das? wollen die Schülerinnen und Schüler dann wissen.

Eine Beispiellösung mit der Möglichkeit zum Kommentar führt es vor und ermöglicht es den Lernenden, das eigene Wissen zum Aufbau und zur sprachlichen Gestaltung einer Interpretation anzuwenden und zugleich zu erfahren, wie sinnvoll es ist, die Struktur einzuhalten. Außerdem erleben sie den sinnvollen Umgang mit Wissen zur Gattungsspezifik und zu relevanten Stilmitteln als den entscheidenden Trägern der Aussage.

Diese Arbeit ist zwar geprägt vom Nachvollziehen der Gedanken eines anderen Schreibers, aber als Trainingseinheit mit Orientierungscharakter hat sie ihre Berechtigung. Zumindest ist das meine Erfahrung mit der Methode, denn so manch einem geht dabei „ein Licht auf“.

In unserem Download-Bereich finden Sie eine aufbereitete Beispiellösung zu folgender Klassenarbeit. Probieren Sie es jetzt aus und laden Sie sich die Kopiervorlagen kostenlos herunter.

Aufgabenstellung

Interpretiere das Gedicht „Das Hungerlied“ von Georg Weerth.

Achte dabei besonders auf die sprachlichen Mittel, die der Dichter nutzt, um seiner Aussage Nachdruck zu verleihen.

Georg Weerth: Das Hungerlied (1844)

Verehrter Herr und König,
Weißt du die schlimme Geschicht?
Am Montag aßen wir wenig,
Und am Dienstag aßen wir nicht.

Und am Mittwoch mussten wir darben,
Und am Donnerstag litten wir Not;
Und ach, am Freitag starben
Wir fast den Hungertod!

Drum lass am Samstag backen
Das Brot, fein säuberlich –
Sonst werden wir sonntags packen
Und fressen, o König, dich!

Quelle: Georg Weerth: Sämtliche Werke in fünf Bänden. Hrsg. v. Bruno Kaiser. Aufbau Berlin 1956-1957.

Übrigens: Auch in Deutsch kompetent finden Sie zahlreiche Beispiellösungen zu klassenarbeitsrelevanten Themen.

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