„Dinge“, „Sachen“ und „Zeug“ – Stefan Schneider hat sich auf die Suche nach den häufigsten Ausdrucksfehlern in den Aufsätzen von Schülerinnen und Schülern gemacht. Worauf das Augenmerk in Stil- und Ausdrucksfragen liegen sollte, verrät er im neuen Erklärvideo seines YouTube-Kanals „Deutsch in Bildern“. Das passende Arbeitsblatt zum Üben gibt es kostenlos für Sie zum Download dazu.
von Stefan Schneider
Zur Typisierung von stilistischen Verstößen
Nicht nur inhaltliche und orthografische Fehler, sondern auch Verstöße gegen den treffenden Ausdruck bereiten bei der Korrektur von Aufsätzen dem einen oder anderen Kopfschmerzen. Dabei scheint die Zahl möglicher stilistischer Fehler zunächst endlos. Denn wenn der aktive Wortschatz bei einem Muttersprachler oder einer Muttersprachlerin bis zu 16000 Wörtern umfasst (vgl. DUDEN), wie viele individuelle Unpässlichkeiten sind dann (rein rechnerisch und zugleich praktisch) möglich?
Vor diesem Hintergrund erklärt sich dieser kleine Beitrag. Ich habe die Kollegen und Kolleginnen meiner Schule gefragt, ob sie mit mir ihre Erfahrungen mit bestimmten wiederkehrenden Ausdrucksfehlern und stilistische Unzulänglichkeiten teilen könnten. Die Rückmeldungen habe ich dann in fünf Kategorien geordnet und in ein kleines Video samt Arbeitsmaterial eingefügt. Im Grunde ging es um eine vorsichtige Systematisierung von häufigen Ausdrucksfehlern, limitiert durch die zeitlichen Grenzen eines YouTube-Tutorials und eingepasst in die Größe eines Arbeitsblattes. Die Systematisierung sollte von den Schülern und Schülerinnen nach dem Muster einer Hitliste erfasst und über Übungen interiorisiert werden.
Zu den stilistischen Herausforderungen zählen die Vermeidung von Allgemeinplätzen (wie „Dinge“, „Sachen“, „Zeug“) , die bewusste Verwendung von vielfältigen Verben der Sprechhandlung, der Verzicht auf umgangssprachliche Prokopen (wie „rein“, „raus“, „mal“, „was“), die Einsicht in die Ungenauigkeit von vage gebrauchten Indefinitpronomen sowie der sensible Gebrauch von Adjektiven.
Keine Frage, diese Liste ist unvollständig und hat nur den Status eines ersten Versuches. Gleichwohl bin ich von diesem ordnenden Ansatz überzeugt. Denn nach meiner Erfahrung werden die kritischen roten Vermerke am Rande eines Aufsatzes von zu vielen Schülerinnen und Schüler zu flüchtig gelesen und noch seltener konstruktiv verinnerlicht. Also braucht es neben der traditionellen Wortschatzarbeit vielleicht eine systematische Einsicht in die stilistischen Fallstricke des geschrieben Wortes.
Für Sie zum kostenlosen Download:
Das Arbeitsblatt bietet zunächst eine Übersicht über die fünf häufigsten Ausdrucks- und Stilfehler. Die anschließenden Übungen vertiefen das Gelernte. Anhand der Lösungen können sich die Schülerinnen und Schüler selbst überprüfen.
Wie sensibilisieren Sie Ihre Lerngruppen für Ausdrucksfehler? Schreiben Sie uns gern in den Kommentaren.
4 Kommentare
Vielen Dank für das Arbeitsblatt. Ich finde einen Satz in einer Übung aber unklar. „Diese Tiere kennt jeder. Sie tragen gar…“ Ich habe mich selbst gefragt, was daran falsch oder unschön sein könnte. Schließlich dachte ich „jeder“, weil es ein Indefinitpronomen ist. „gar“ klingt für mich sogar nach einem gehobenen Sprachstil…
Während der Korrektur von Übungsaufsaätzen und Schulaufgaben erstelle ich eine DIN A 4-Seite mit typischen Fehlern zum Ausdruck, zur rechtschreibung und Zichensetzung. Dann müssen die Schüler die Fehler suchen und ausbessern. Auf dieser Grundlage folgt dann ein 1-2 Wpchen später kleiner Test.
Vielen Dank dafür, dass Sie mir aus dem Herzen sprechen. Ich gehe ähnlich wie mein Vorredner vor, indem ich Stilfehler/Blüten aus den Klausuren anonym sammle und mit den Schülern bespreche. Für Teil 2 ;) Ihrer wunderbaren Idee, und ich hoffe, es ist erst der Anfang, schlage ich folgendes Phänomen vor: mit was :( -> womit, von was > wovon, über was > worüber…
Vielen Dank! Meine Nummer eins bei Ausdrucksfehlern sind Verben mit Präpositionalergänzung (berichten über, hoffen auf etc.) und dann der jeweils erforderliche Kasus. Das wäre – neben den o.g. Vorschlägen, denen ich mich aus vollem Herzen anschließen kann – eine weitere Schwachstelle in Klausuren!