Kooperatives Lernen ist mehr als bloße Gruppenarbeit. Doch was ist kooperatives Lernen dann und worauf kommt es dabei an? In diesem Artikel beleuchten wir konkrete Methoden und unterstützen Sie mit Kopiervorlagen, die Sie in Ihrer nächsten Stunde einsetzen können.
Was bedeutet kooperatives Lernen?
Kooperatives Arbeiten kommt nicht allein dadurch zustande, dass Lernende Aufgaben in Gruppen lösen sollen. Denn dabei besteht häufig die Gefahr, dass einige Lernende sich kaum bis gar nicht beteiligen oder einer aus der Gruppe den Großteil allein erledigt.
Beim kooperativen Lernen hingegen müssen die Aufgaben zwingend gemeinsam oder in Abstimmung miteinander bearbeitet werden, um zu einer Lösung zu kommen. Die Aufgabenstellung muss also so gestaltet sein, dass jeder einen Beitrag zur Lösung des Problems beitragen muss. Dadurch wird gewährleistet, dass jeder sich aktiv mit der Aufgabe und den Lerninhalten beschäftigt. Damit ist kooperatives Lernen effektiver als reine Gruppenarbeit, wenn es denn richtig durchgeführt wird.
Kriterien für erfolgreiches kooperatives Arbeiten
Lernende sollen von kooperativen Lernmethoden profitieren und am Ende soll selbstverständlich der Lerngewinn stehen. Damit dies gelingt, haben die beiden Bildungswissenschaftler David W. Johnson und Roger T. Johnson fünf Kriterien für effektives kooperatives Lernen aufgestellt.
1. Positive Abhängigkeit
Positive Abhängigkeit bedeutet, dass die Gruppenmitglieder in gegenseitiger Verantwortlichkeit stehen. Nur wenn alle Mitglieder ihren Teil beitragen, kann die Aufgabe erfolgreich gelöst werden. Wenn die Gruppenmitglieder dies realisiert haben, ist positive Abhängigkeit erfolgreich etabliert.
Das Gefühl positiver Abhängigkeit können Sie als Lehrkraft bereits durch die Gestaltung bzw. Formulierung der Aufgabenstellung hervorrufen. Weitere Möglichkeiten, um positive Abhängigkeit zu erzielen und zu vermitteln, sind die Zuweisung von Rollen (Materialbeauftragte:r, Vorleser:in, usw.) oder das Schaffen einer Gruppenidentität durch einen selbstgewählten Namen oder ein selbstgestaltetes Wappen.
2. Individuelle Verantwortung
Jedes Mitglied der Gruppe ist verantwortlich für seinen Teil am Gesamtergebnis und muss sich auch verantwortlich fühlen, diesen Beitrag zu leisten. Um dies zu gewährleisten, kann es sinnvoll sein, dass jeder Lernende seinen individuellen Beitrag zur Gesamtleistung kenntlich machen soll. Zudem sollten Sie Ihren Lernenden am Anfang mitteilen, dass jedes Gruppenmitglied in der Lage sein sollte, die Arbeit der Gruppe oder einzelne Teilaspekte zu präsentieren, wenn er oder sie zufällig dafür ausgewählt wird.
3. Direkte Interaktion
Zwar gibt es auch bei kooperativen Lernformen Phasen der individuellen Bearbeitung, im Zentrum stehen aber die zwischenmenschlichen Interaktionen. Dabei geht es vor allem darum, dass die Lernenden sich bei Verständnishürden unterstützen, Feedback geben und sich gegenseitig erklären, was sie gelernt haben. Aber auch in den Phasen des selbständigen Erarbeitens sollte es für die Lernenden möglich und erlaubt sein, in den Dialog mit den Gruppenmitgliedern zu treten. Am besten funktioniert das, wenn die Gruppenmitglieder auch räumlich beieinandersitzen.
4. Soziale Fähigkeiten
Für eine gelungene Zusammenarbeit sind soziale Kompetenzen unerlässlich. Kooperatives Lernen fordert und fördert diese gleichermaßen. Dazu gehören unter anderem aktives Zuhören, Kompromisse eingehen, um Hilfe bitten können und Konflikte konstruktiv zu lösen. Um diese Kommunikationsfähigkeiten beim kooperativen Lernen anwenden zu können, macht es Sinn, dass die Lehrkraft diese vorher noch einmal mit ihrer Klasse wiederholt.
5. Evaluation und Reflektion
Zum kooperativen Arbeiten gehört am Ende auch immer die Gruppenevaluation. Zuerst erfolgt diese innerhalb der Gruppe. Die einzelnen Gruppenmitglieder sollten Auskunft darüber geben können, wie die kooperative Arbeit verlaufen ist, wo Verbesserungspotential besteht und welche Verhaltensweisen beibehalten werden sollten. Am Ende wird die Gruppenarbeit in der gesamten Klasse reflektiert und die Erkenntnisse zusammengetragen. Kooperatives Arbeiten war dann erfolgreich, wenn in der Klasse das Gefühl entsteht, gemeinsam etwas erreicht zu haben, was der oder die Einzelne alleine nicht geschafft hätte.
Methoden für kooperatives Lernen
Echospiel
Eine Möglichkeit für kooperatives Arbeiten stellt das Echospiel dar. Die Lernenden müssen ihre Meinung zu einem Thema äußern, dabei aber immer auf das Gesagte des Vorredners eingehen. So wird ganz nebenbei auch das aktive Zuhören geübt. Das Spiel ist erst erfolgreich geschafft, wenn jeder etwas beigetragen hat. Falls jemandem kein Argument einfällt, kann der Rest der Gruppe helfen.
Ein konkretes Beispiel für das Echospiel finden Sie im neuen Deutsch kombi plus für NRW. Das praktische an dieser Übung ist, dass sie unabhängig vom gerade behandelten Thema durchgeführt werden kann. Sie können das Arbeitsblatt kostenlos herunterladen und direkt in Ihrer nächsten Stunde einsetzen.
Übrigens: In Deutsch kombi plus finden Sie zahlreiche weitere kooperative Aufgaben und Anregungen für kollaboratives Arbeiten.
Weitere kooperative Lernformen
Nachfolgend finden Sie viele weitere kooperative Lernformen im Überblick. Wir hoffen, dass wir Sie damit inspirieren können. Die Übersicht können Sie ebenfalls kostenlos herunterladen.
Quellen:
Johnson, D. W./Johnson, R. T.: Learning together and alone: Cooperative, competitive, and individualistic learning, Boston: Allyn & Bacon, 1999.
Johnson, D. W./Johnson, R. T.: Joining together: Group theory and group skills, Boston: Allyn & Bacon, 2009.
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