19. Dezember 2019
29

„Der Zauberlehrling“, „Die Seeräuber-Jenny“ oder „Der Knabe im Moor“. Wie verfilmt man Balladen und andere Gedichte? Bericht von einem gelungenen Experiment.

Das Experiment

Um einmal eine andere Möglichkeit der Auseinandersetzung mit literarischen Texten zu probieren, haben wir in einer 9. Klasse einen Versuch gestartet: Die Schülerinnen und Schüler verfilmten ein selbstgewähltes Gedicht. Die einzige Einschränkung war, dass der Text altersgemäß sein sollte. Verabredet wurde, dass jeder Film mindestens drei Minuten Länge hat. Für die Umsetzung standen drei Wochen Zeit zur Verfügung.

Die filmische Arbeit

Bevor die eigentliche filmische Arbeit beginnen konnte, schlossen sich die Schülerinnen und Schüler zu Kleingruppen zusammen. Sie konnten sich so mittels ihrer unterschiedlichen Kenntnisse und Fertigkeiten bei der Umsetzung gegenseitig unterstützen. Denn  besonders in den Bereichen Sprachaufnahme und Schnitt sind technische Erfahrungen wichtig. Auch unsichere Jugendliche trauten sich so eher an das Experiment.

Bevor die eigentliche Filmarbeit begann, hatten sich die Jugendlichen intensiv mit dem Medienrecht und der Frage, was darf man aus dem Internet verwenden und was nicht, auseinandergesetzt. Um eine größere Verbindlichkeit zu erzeugen, mussten jede Schülerin und jeder Schüler sowie die Eltern unterschreiben, dass sie sich an das Medienrecht in Bezug auf Nutzung von Bild- und Tondokumenten halten.

Als Grundlage für die Umsetzung verfassten die Jugendlichen ein Drehbuch. Die Film- und Sprachaufnahmen sowie der Schnitt erfolgten in der Schule, aber auch in der Freizeit, da zum Teil Hintergründe und Kulissen außerhalb der Schule verwendet wurden. Genutzt wurden Smartphones und kostenfreie Schnittprogramme.

Wir Lehrerinnen und Lehrer verfolgten mit Interesse den Fortschritt der Filme und erkundigten uns regelmäßig nach dem aktuellen Stand.

Das Ergebnis

Alle Jugendlichen waren begeistert von der Idee und haben am Ende tolle Ergebnisse erzielt.

Diese reichten von Goethes „Zauberlehrling“ als computeranimierter Mangafigur, über die Verfilmungen von Tucholskys „Augen der Großstadt“, „Der Knabe im Moor“ von Droste-Hülshoff und Ritters „Das Bürofenster“ bis hin zu Brechts Ballade von der „Seeräuber-Jenny“ mit Legofiguren. Mehr als die Hälfte der Filme wurde mit realen Personen gefilmt.

Präsentiert haben wir die Filme zu einem Schulfest in zwei Klassenzimmern. Interessierte Eltern und Geschwister konnten sich dabei alle Filme anschauen.

Die Schülerinnen und Schüler haben mit Kreativität und großem Enthusiasmus an ihren Filmen gearbeitet und sich dabei viel intensiver als bisher mit den literarischen Vorlagen auseinandergesetzt.

Gute Anregungen zur Ideefindung bieten die zahlreichen kreativen Verfilmungsbeispiele im Netz – sehr amüsant sind z.B. die Playmobil-Filme des youTube-Kanals „Sommers Weltliteratur to go“.

Lassen Sie in Ihrem Unterricht Literatur oder Literaturauszüge verfilmen und berichten Sie uns von Ihren Erfahrungen damit. Zur Unterstützung stellen wir Ihnen die Arbeitstechnik sowie einen Drehplan kostenlos als Kopiervorlage zum Download bereit.

Viel Spaß beim Filmdreh!

Danke!
29 Personen haben sich für diesen Beitrag bedankt.
Klicke aufs Herz und sag Danke.