Ein junges Aufgabenformat mit einem schwer prognostizierbaren Ziel, findet Stefan Schneider und gibt im neuen Erklärvideo seines YouTube-Kanals „Deutsch in Bildern“ wichtige Hinweise für das Verfassen eines Aufsatzes. Das Manuskript, ein passendes Arbeitsblatt und eine Musterlösung stehen für Sie wieder zum kostenlosen Download bereit.
von Stefan Schneider
Das Materialgestützte Schreiben wurde in Niedersachsen erst 2015 als neues Aufgabenformat für die Oberstufe eingeführt. Und schon 2016 wurde es als Teil des schriftlichen Abiturs zitiert.
Das Innovative dieses Aufgabentyps besteht darin, dass hier ein wirklicher Anlass – ein kritischer Leserbrief, ein Kommentar, ein Artikel für die Schülerzeitung – anvisiert wird. Es geht nicht mehr um das Schreiben über irgendwelche Texte, wie bei einer Interpretation oder einer Erörterung, sondern um das Verfassen eines Textes, wie er im Leben tatsächlich vorkommen kann. Das heißt, dass der Aufsatz, der aus dem Materialgestützten Schreiben erwachsen soll, an bestimmte Adressaten gerichtet ist. Er muss als Ausdruck einer gezielten Interaktion gestaltet sein.
Doch wie sieht dies konkret aus? Ein Kommentar ist beispielsweise eine Stellungnahme, zugespitzt, wertend, auch humorvoll und angriffslustig. Doch reicht das als Orientierung für eine Lerngruppe aus? Genügt es, wenn man den Schülerinnen und Schülern als Grobstruktur eine Einleitung, einen Hauptteil und einen Schluss abverlangt?
Nach vier Jahren Unterrichtspraxis habe ich nun versucht, einen Bauplan zum Materialgestützten Schreiben zu entwerfen. Schnell wurde mir klar, wie umfangreich und komplex ein solches Unterfangen ist. Denn was gehört in eine Einleitung? Wie entwickelt man einen Argumentationsverlauf? Wie umfangreich nutzt man das zur Verfügung gestellte Material? Und in welchem Umfang sind eigene Beispiele zwingend? Überdies: Wie zitiert man? Und wie steht es mit der richtigen Zeitform? Überhaupt, wo verläuft hier die Grenze zwischen Hochsprache und umgangssprachlich pointierten Wendungen?
Mit anderen Worten: Möchte man die Schülerinnen und Schüler nicht einer zufälligen Intuition oder einer Begabung überlassen, sind Klarstellungen, Musterbeispiele, Übungseinheiten und individuelle Feedbacks notwendig. Der Aufwand für die Vorbereitung eines Aufsatzes ist insofern immens.
Für Sie zum kostenlosen Download
Vielleicht können das folgende Video, das Hinweise zum Verfassen eines Aufsatzes liefert, sowie die verlinkten Materialien zum Materialgestützten Schreiben eines Kommentars, die Stefan Schneider freundlicherweise bereitgestellt hat, eine Hilfestellung geben.
Für den Fall, dass sich die Links auf der Liste nicht einfach öffnen lassen, findet sich das Übungsmaterial verlinkt noch einmal in der Infobox unter dem YouTube-Video und hier: https://drive.google.com/file/d/1mnQn76YL6TUtiWTb2s_tFMS17XuZoNGh/view
Auch der Ernst Klett Verlag stellt Ihnen eine Beispielaufgabe zum materialgestützten Schreiben eines Kommentars bereit. Im Downloadbeispiel mit Musterlösung sehen Sie, wie der Ernst Klett Verlag in seinem Lehrwerk deutsch.kompetent für die Oberstufe den materialgestützten Kommentar anleitet.
Welche Anhaltspunkte geben Sie Ihren Lerngruppen für die Entwicklung der Aufsätze? Mehr noch: Wie konkret sind Sie/sie? Schreiben Sie uns gern in den Kommentaren.
3 Kommentare
Lieber Dr. Schneider,
mit Ihrem Beitrag haben Sie mir sehr geholfen, dass das Thema seine abschreckende Wirkung verliert. Danke dafür. Ich habe in diesem Schuljahr nach fast 20 Jahren mal wieder eine 10. Klasse in Deutsch und stütze mich vor allem auf das Lehrbuch, um das neue Aufgabenformat zu vermitteln. Was mir sehr gefällt, ist die Linkliste, gerade jetzt, wo die Schüler online lernen. Außerdem entfällt die gigantische Materialschlacht des Kopierens. Allerdings steigt die Selbstverantwortung der Schüler, vermutlich fallen da jetzt doch einige hinten runter. Aber das ist ja nicht nur beim Deutschunterricht so. Alles Gute für Sie! Beste Grüße, Kathrin Korn
Die Musterlösung ist eine gut geschriebene Erörterung, die Merkmale der geforderten Textsorte (Kommentar) erfüllt die Musterlösung nicht und ist daher nur mangelhaft. Wenn selbst Verlage solche Lösungen anbieten, zeigt dies, wie überfordert eigentlich all mit diesem Aufgabenformat sind. Die Idee, den Schülern ein klares Rezept liefern zu wollen, ist total nachvollziehbar und löblich… ich stimme dem zu, dass der Aufwand für diese Textsorte journalistischen Schreibens sehr groß ist und nur wirklich leistungsstarken Schülern empfohlen werden kann, die informative und provozierende Textpassagen zu unterscheiden und adressatengerecht zu formulieren wissen. Der geforderte Stil weicht sehr von dem ab, was wir in der Erörterung
sonst verlangen und das sorgt für Irritation …
Auf dem Blog des Klett-Verlags schreiben neben der Redaktion viele Lehrerinnen und Lehrer zu ihrer Arbeit und ihrer persönlichen Erfahrung im Schulalltag. Nicht in jedem (und wie in diesem) Fall stimmen die Inhalte mit den in unseren Lehrwerken vermittelten Kompetenzen überein. Die Schreibform Kommentar ist in der Tat sehr anspruchsvoll und wird selten journalistisches Format erreichen können – zumal es zusätzlich in Abgrenzung vom Essay gestaltet werden soll. Gerne können wir mit Ihnen und anderen Lehrenden in eine Diskussion dazu eintreten. Wir haben die bereitgestellten Downloadmaterialien von Herrn Schneider um ein Beispiel aus unserem Lehrwerk Deutsch.kompetent für die Oberstufe von 2015 ergänzt. Schreiben Sie uns gerne Ihre Meinung dazu!