17. Juni 2020
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Kein er. Kein Taucheranzug. Kein Gewissen. Nicht einmal ein Fleck auf der Tapete. Was Rätsel für den Unterricht so besonders macht, hat Stefan Schneider mit seiner Kollegin Katharina Hagl genauer untersucht und gleich in ein rätselhaftes Unterrichtsmaterial verpackt, viel Spaß beim Kniffeln!

von Dr. Stefan Schneider

Zu den unter den Schülerinnen und Schülern beliebten, zugleich aber eher selten eingesetzten Unterrichtsinhalten zählt das Rätsel. Das mag mehrere Gründe haben. Zum einen, weil sich nur selten für den Unterricht inhaltlich passgenaue Rätsel finden lassen, zum anderen, weil der Gewinn dieser Form didaktisch bislang wenig ausdifferenziert wurde und meist nur eine kurzzeitige methodische Abwechslung verspricht. Dennoch liegen verschiedene Vorteile auf der Hand:

  • Zunächst besitzen (zumindest gute) Rätsel die Fähigkeit, die Schülerinnen und Schüler intensiv zu binden. Hier kreuzen sich extrinsische und intrinsische Motivation: Von außen wird eine Frage präsentiert, die eine versteckte, unbedingt lösbare, dabei eindeutige und deshalb im Nachhinein nachvollziehbare Antwort einfordert. Doch damit wird das Wesen des Rätsels nur zum Teil erfasst. Tatsächlich ist diese Eigenheit eines rätselhaften Kommunikationsaktes den beteiligten Akteuren bereits bekannt. Hier beginnt der intrinsische Teil: Denn da Kinder von Natur aus neugierig sind (Jean Piaget) und als Selbstbestätigung oder gar im Wettbewerb mit anderen die Brücke zur Lösung auf alle Fälle begehen wollen, kommt der Antrieb zur Suche immer auch aus ihnen selbst.
  • An dieser Stelle wird eine zweite Besonderheit des Rätsels greifbar. Denn es sollte im Idealfall von den Schülerinnen und Schülern selbstständig und ohne Hilfsmittel gelöst werden können. Oder spiegelbildlich: Ein Rätsel zu stellen, bedeutet, dass man das Wissen und die Decodierungstechniken der Kinder und Jugendlichen (also deren Lösungskompetenzen) vorab antizipiert.
  • Zum Erfolg können letztlich verschiedene kognitive Strategien führen, beispielsweise die Kombination von verschiedenen Hypothesen, die Überwindung zu früh getroffener Annahmen, die Reduzierung der Möglichkeiten, oder die Emanzipation von bisherigen Erfahrungen. Die Herausforderung besteht in jedem Fall darin, den Code hinter der Rätselaufgabe zu fassen.
  • Das Besondere an der Lösung eines Rätsels ist jedoch die doppelte Option eines Glücksgefühls. Im besten Fall finden die Schülerinnen und Schüler nämlich selbst die Antwort auf das Rätsel. Doch auch wenn dieses höchste Glücksmoment nicht immer erreicht wird, bieten die Auflösung und damit die Einsicht in den geheimen Schlüssel zu der Fragestellung immer noch einen sehr erfreulichen Augenblick.
Bilderrätsel

Die Rätsel, die wir – Deutsch in Bildern und Katharina Hagl – in diesem Beitrag anbieten, verknüpfen verschiedene Wissensgebiete. Diese greifen ineinander, ergänzen sich, irritieren aber auch und täuschen sogar. Wir haben sie in vier Stufen zu den bekanntesten Märchen der Brüder Grimm entwickelt. Dabei haben wir bildhafte (comicartige, symbolische, abstrakte) Elemente mit orthografischen und lexikalischen Phänomenen sowie grammatikalischen Fragestellungen (zu den Wortarten) verzahnt, um literarisches Wissen zu testen.

Wie häufig und in welchem Zusammenhang nutzen Sie Rätsel im Unterricht? Schreiben Sie uns gern in den Kommentaren!

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