26. August 2019
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Unterricht wird mit Rätseln spannender und mit Bildern anschaulicher – aber lassen sich beide Konzepte auch miteinander verbinden? Stefan Schneider nutzt Bilderrätsel, sogenannte Drudel, für die literarische Textarbeit und zeigt die spannenden Ergebnisse aus der Unterrichtseinheit „Das doppelte Lottchen“.

von Stefan Schneider

Der oder das Drudel – das grammatische Geschlecht dieses Wortes ist noch nicht geklärt, tatsächlich steht dieses Wort noch nicht einmal im DUDEN – ist der Fachausdruck für ein besonderes Bilderrätsel. Die Idee zu den Drudeln wurde von dem amerikanischen Autor Roger Price  entwickelt. In seinem Buch Droodle von 1950 wurde die Leitidee für diese Art von Rätsel aufgestellt: Das Dargestellte sollte aus einer abstrakten Zeichnung herausgelesen werden. Und dies kann, damit wird es für den Deutschunterricht relevant, auch ein literarischer Text oder eine Szene aus einem Text sein.

Aber damit das Bilderrätsel zu einer echten Herausforderung wird und das Verständnis eine echte Pointe liefert, sollten wenigstens vier Punkte beachtet werden:

  • Zunächst muss eine besondere Szene aus dem literarischen Text ausgewählt werden.

  • Sodann müssen aus dieser Szene wesentliche Elemente (etwa Figuren) ausgewählt werden.

  • Zudem ist die Suche einer ungewöhnlichen Betrachterperspektive auf die Szene entscheidend.

  • Schließlich: Die ausgewählten Elemente sollten stark vereinfacht, etwa als geometrische Muster, gezeichnet werden. Naja, und das kann wirklich jeder.

Für den Unterricht können Drudel an verschiedenen Punkten interessant werden: Sie können mit Bleistift, Fineliner, sowie mit Wasserfarbe und digitalem Stift gezeichnet werden. Sie können als Teil eines Lesetests oder zur originellen thematischen Einstimmung zu Beginn einer Stunde aber auch als Gruppenarbeit, in der die Schüler gegenseitig beispielsweise Szenen aus einer Ganzschrift codieren, Verwendung finden.

Letzteres illustrieren die folgenden Schülerarbeiten aus einer 5. Klasse des Gymnasiums Melle (Bild 2-5). Die Drudel wurden am Ende der Unterrichtseinheit zu dem Kinderbuch „Das doppelte Lottchen“ von Erich Kästner entwickelt. Vorab wurde ein Muster (Bild 1) gezeigt, das aus einer extremen Obersicht die auf dem Münchener Hauptbahnhof wartende Luise, als Lotte auf ihrem Koffer sitzend, zeigt.

In einer Gruppenarbeitsphase von 30 Minuten hatte im Anschluss die Klasse die Aufgabe, derartige Drudel zu einer konkreten Textstelle zu entwickeln. Das setzte genaueste Textkenntnisse, originelles Denken und eine erhebliche Abstraktion voraus. Danach war es die Aufgabe der Klasse (und der Lehrkraft!), die verschlüsselten Szenen zu erkennen. Ob auch Sie die richtige Textpassage erfassen?

Wer genug gerätselt hat und die Lösung erfahren möchte, kann auf das Bild zum Vergrößerung klicken:

Für Sie zum kostenlosen Download:

Haben Sie Lust, Drudel einmal mit Ihrer Klasse selbst auszuprobieren? Diese beiden tollen Arbeitsblätter stehen für Sie kostenlos zur Verfügung:

Fazit: Wenn Lehrkraft und Schüler gemeinsam und abwechselnd über ein Rätsel grübeln, sprechen wir von einer wunderbaren, weil spannenden Kommunikation. Oder?

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