9. März 2023
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In dieser Unterrichtssequenz Kooperatives Lernen machen die Lernenden über das geübte laute Vorlesen von Märchen erste Annäherungen an das Thema und schulen ihre Lesekompetenz.

Einbettung in die Einheit „Märchen“

Ich wähle diese Sequenz gern als Einstieg in das Thema Märchen, da so schon einige von ihnen vorgelesen und somit gehört werden. Es entwickeln sich Experten unter den Lernenden und auch diejenigen, die bisher wenig Erfahrung mit Märchen gemacht haben, werden direkt eingebunden und können im weiteren Verlauf der Unterrichtseinheit auf ein Grundwissen zurückgreifen.

Diese Art des gemeinsamen Vorlesens eignet sich auch für jede andere kleine Textform, egal ob Fabeln, Legenden, Kalendergeschichten, Erzählungen oder Kurzgeschichten. So kann ein ähnlicher Unterrichtsaufbau auch in höheren Klassenstufen umgesetzt werden, insbesondere in heutiger Zeit, in der die Förderung der Lesekompetenz besonders im Fokus steht.

Die Ziele dieser Sequenz Kooperatives Lernen lauten

  • Die Lernenden können ein Märchen sinnentnehmend und ausdrucksvoll vorlesen. (fachliches Ziel)
  • Die Lernenden hören sich gegenseitig zu. (soziales Ziel)

Gruppenfindung

Ich lasse oft aus einem Beutel ohne Hinsehen unterschiedlich farbige Kärtchen ziehen. In diesem Fall können die Kärtchen auch die gleiche Farbe haben und die verschiedenen Rollen jeweils aufgedruckt sein, zum Beispiel: Erzählerin/Erzähler, Hänsel, Gretel, Hexe, Mutter, Vater. Die passende Zusammenstellung der Gruppe entsprechend den jeweiligen Märchen muss sich dann finden.

Da es mehrere Erzählerinnen/Erzähler geben muss, ermöglicht die Zuordnung zu je einem Märchen einerseits mehr Flexibilität, andererseits bietet es auch Konfliktpotenzial. Aber gerade der Austausch der Kids untereinander: „Wo muss ich hin? Was hast du denn? Und wer gehört jetzt zusammen? bietet viel Lernpotenzial im sozialen Kontext. Um die Situation zu vereinfachen, können die Kärtchen je eines Märchens auch in der gleichen Farbe sein.

Kontaktaktivität

Gerade für das erste Kooperative Lernen in einer Klasse nutze ich als Kontaktaktivität gern etwas, das nichts mit dem eigentlichen Unterrichtsgegenstand zu tun hat. Damit jede und jeder teilnehmen kann.

An dieser Stelle wäre ein Sudoku möglich. Sudokus kann man sich leicht online in verschiedenen Schwierigkeiten erstellen lassen. Ein leichtes 4 x 4-Sudoku finden Sie im Download.

Arbeitsphase

Spätestens jetzt sollten die Lernenden erfahren, welche Ziele mit dieser Sequenz erreicht werden sollen. Ich zeige ihnen die Ziele und bespreche, woran man erkennt, dass das Ziel erreicht wurde.

Kriterien für das soziale Ziel wären zum Beispiel:

  • Jede/-r darf ausreden.
  • Nur eine/-r redet.
  • Ich frage nach, wenn ich den anderen nicht verstehe.
  • Ich höre aktiv zu: Schaue den anderen an.

Kriterien für das Lesen:

  • Ich lese flüssig.
  • Ich lese in einer angemessenen Lautstärke und Geschwindigkeit
  • Die Zuhörenden erkennen die Gefühle der Figuren.

Je nach Klassengröße kann eine unterschiedliche Anzahl an Märchen verwendet werden. Wenn es nicht zu viele werden sollen, kann jedes Märchen natürlich auch doppelt verwendet werden.

Die Texte werden jeweils als Kopie ausgeteilt oder dem Schulbuch entnommen. Zur Entlastung schwacher Gruppen kann eine Variante in Dialogform vorgelegt werden.

Der Arbeitsauftrag folgt dem Dreischritt „Think, Pair, Share“ und lautet:

1. Lest in der Gruppe das Märchen und verteilt die Textabschnitte unter euch.

2. Jede und jeder übt für sich, seinen Abschnitt vorzulesen.

Um der Heterogenität gerecht zu werden, sollte mit der Lerngruppe im Vorfeld besprochen werden, dass die Textabschnitte, die vorgelesen werden müssen, unterschiedliche Längen haben dürfen. Auch Lesetandems lasse ich gern zu.

3. Übt gemeinsam das Märchen vorzulesen.

4. Lest euer Märchen gemeinsam vor der Klasse vor.

Die Zeit der Arbeitsphase sollten Sie als Lehrkraft nutzen, um für offene Fragen der Gruppen zur Verfügung zu stehen. Dann können Sie zum Beispiel helfen, unbekannte Wörter zu klären, wenn die Bedeutung der ganzen Gruppe unklar ist.

Reflexion

In der Reflexion sollen die Lernenden selbst einschätzen, ob die Ziele erreicht wurden. Da diese Sequenz sich über zwei bis drei Deutschstunden erstrecken wird, sollte die Reflexion des sozialen Ziels bei einem Stundenwechsel auch zwischendurch erfolgen. Besonders rund wird die Sequenz, wenn man sie am Stück durchführen kann.

Es bietet sich als Reflexion die 5-Finger-Methode an. Je mehr Finger die Lernenden zeigen, desto besser hat es für sie funktioniert. Dabei sollten die Finger gleichzeitig gezeigt werden, um alle zu aktivieren. Die Einschätzung einzelner kann dann im Plenum noch gehört werden.

Sobald alle vorgetragen haben, soll auch über das fachliche Ziel reflektiert werden. Dies kann in einer Feedbackrunde geschehen, in der gelobt wird und Tipps gegeben werden.

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